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s_bauer

Besuch der „Union for the Mediterranean“

Delegation in Wangelin: Ein Tag im Zeichen des Lehms
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Am 14. Mai 2025 durfte die Europäische Bildungsstätte für Lehmbau Wangelin 29 Delegierte der „Union for the Mediterranean“ (UfM) empfangen. Die Teilnehmenden kamen aus Algerien, Tunesien, Marokko, Mauretanien, Griechenland und Frankreich und besuchten im Rahmen ihres zweitägigen Programms in Berlin die Europäische Bildungsstätte für Lehmbau mit anschließender Konferenz im Lehmhaus des Wangeliner Gartens.

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Am 14. Mai 2025 durfte die Europäische Bildungsstätte für Lehmbau Wangelin 29 Delegierte der „Union for the Mediterranean“ (UfM) empfangen. Die Teilnehmenden kamen aus Algerien, Tunesien, Marokko, Mauretanien, Griechenland und Frankreich und besuchten im Rahmen ihres zweitägigen Programms in Berlin unter anderem die Europäische Bildungsstätte für Lehmbau in Wangelin mit anschließender Konferenz im Lehmhaus des Wangeliner Gartens. Der Fokus des Treffens lag auf dem Thema „Bauen mit Erde“ – einer Bauweise mit tiefen kulturellen Wurzeln und zukunftsweisendem Potenzial für klimaresilientes, nachhaltiges Bauen.

Vom Erfahrungsschatz profitieren – Präsentation und Rundgang mit Uta Herz

Den Auftakt des Tages bildete eine Einführung von Uta Herz, der Geschäftsführerin der Europäischen Bildungsstätte. In ihrer Präsentation stellte sie die Aktivitäten und Schwerpunkte der Bildungsstätte vor, insbesondere die zertifizierten Weiterbildungen im Lehmbau, die unter anderem im Rahmen des EU-Programms ECVET Earth Building entwickelt wurden. Dieses modulare Qualifizierungsmodell, das auch von der UNESCO-Chair für Lehmbau anerkannt ist, ermöglicht eine flexible und international anschlussfähige Weiterbildung in traditionellen und innovativen Erdbautechniken. Auch internationale Projekte und Bildungsreisen der Bildungsstätte fanden Erwähnung, wie etwa die Restaurierung einer Kasbah in Marokko, ebenso wie die diesjährige Ausstellung „Lehmbau ohne Grenzen“ im nahegelegenen Lehmmuseum – europaweit das einzige seiner Art.

Die anschließenden Fragen der Delegierten bezogen sich unter anderem auf deutsche Ausbildungsmodelle in Verbindung mit nachhaltigem modernen sowie traditionellem Bauen und das europäische System.

Im Anschluss führte Uta Herz die Delegation über das Gelände des Wangeliner Gartens und der Bildungsstätte vorbei an zahlreichen Lehm- und Strohbauten und experimentellen Gebäuden. Im Mittelpunkt standen die verschiedenen Bauweisen mit Lehm – vom massiven Stampflehm bis hin zu ausfachenden Leichtlehmlösungen – sowie ihre ökologischen, energetischen und gesundheitlichen Vorteile.

Besonders stolz präsentierte Uta Herz dem Vertreter aus Mauretanien die Sommerküche des Gartens, deren farbige Putzornamente nach mauretanischem Vorbild entstanden. Der Mauretanier wiederum zückte sein Smartphone und zeigte seinerseits Fotos von genau diesem Muster in modernen nationalen Bauwerken. Interkultureller Austausch, spontan und verbindend.

Earthen Architecture: Tradition trifft Zukunft

Der Besuch war Teil der zweiten Feldstudienreise des UfM-Programms, das sich nach einem ersten Schwerpunkt auf Kalk- und Steinbau in Marseille nun der Erdbauweise widmete. Diese Technik hat in den Herkunftsländern der Delegierten – insbesondere in der südlichen Mittelmeerregion – eine lange Tradition. Gleichzeitig gewinnt sie weltweit an Relevanz, nicht nur als Kulturerbe, sondern als zukunftsfähige Antwort auf ökologische und soziale Herausforderungen im Bausektor.

Wie UNESCO-Daten zeigen, bestehen rund 10–15 % der weltweiten Baudenkmäler aus Erde. Dank ihrer hervorragenden ökologischen Eigenschaften – etwa der niedrigen grauen Energie, der Rezyklierbarkeit und des guten Raumklimas – erleben Lehmbautechniken derzeit ein globales Revival. Über 20 Länder haben inzwischen Regelwerke zum Lehmbau eingeführt, darunter Deutschland mit seinen vier DIN-Normen für Lehmbaustoffe und —techniken.

Kulinarische Begegnung und internationale Impulse

Nach einem regionalen Mittagsbuffet im Lehmhaus folgte ein inhaltlicher Austausch: Zwei nationale Delegationen präsentierten am Nachmittag ihre bisherigen Ergebnisse aus dem Programm und stellten erste Pläne für angepasste Aus- und Weiterbildungsprogramme im Lehmbau vor. Diese Beiträge markieren einen entscheidenden Schritt in der Programmlogik – weg von reiner Wissensvermittlung, hin zu konkreten Umsetzungsstrategien vor Ort.

In den anschließenden Diskussionen zeigte sich, wie wertvoll der persönliche Austausch und das gemeinsame Lernen im Netzwerk der Mittelmeerstaaten sind: Neben den technischen und pädagogischen Fragen standen auch Fördermöglichkeiten, die institutionelle Zusammenarbeit und die Perspektive zukünftiger Fachkräfte im Mittelpunkt.

Gegen 17 Uhr ging der Bus zurück nach Berlin, wo am Folgetag ein Besuch beim Natural Building Lab der TU Berlin auf dem Plan stand.

Wangelin als Impulsgeber im internationalen Kontext

Als eine der führenden Einrichtungen für Lehmbauausbildung in Europa hat die Europäische Bildungsstätte mit ihrem Praxisbezug und ihrer jahrzehntelangen Erfahrung entscheidend zum Gelingen dieses Besuchstags beigetragen. Dass der zweite Field Visit der UfM gerade in Deutschland – und hier insbesondere in Wangelin – stattfand, unterstreicht die Bedeutung der hiesigen Bildungs- und Normierungslandschaft für das Thema Lehmbau.

Wir freuen uns über das anhaltende internationale Interesse an unserem Bildungsansatz und hoffen, dass dieser Tag in Wangelin für viele der Delegierten als Impuls für neue Kooperationen, Projekte und Weiterbildungsinitiativen dient – ganz im Sinne eines nachhaltigen Bauens, das kulturelle Wurzeln achtet und zukunftsfähige Lösungen bietet.

Der Besuch in der Presse: https://www.nordkurier.de/regional/parchim/hoher-besuch-aus-afrika-im-wangeliner-garten-3585019

Kontakt für Rückfragen oder Kooperationen:
Europäische Bildungsstätte für Lehmbau Wangelin
lernpunktlehm.de
anfrage [at] lernpunktlehm.de